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Ernährung bei Bauchspeicheldrüsenkrebs
Die Bauchspeicheldrüse spielt eine entscheidende Rolle für die Verdauung und den Blutzuckerspiegel. Zum einen schüttet sie Verdauungsenzyme in den Dünndarm aus, die die gekaute Nahrung in ihre kleinsten Bestandteile zerlegen, die daraufhin ins Blut aufgenommen werden können. Zum anderen gibt sie Insulin ins Blut ab, das die Aufnahme von Glukose in die Zelle und damit den Blutzuckerspiegel reguliert. Wurden Teile oder die gesamte Bauchspeicheldrüse operativ entfernt, sind die Patienten häufig für beide Funktionen auf “Hilfe von außen” angewiesen. Das bedeutet einen oral zugeführten Ersatz der Verdauungsenzyme und eine Insulintherapie.
Bei den Verdauungsenzymen ist insbesondere das Enzym, das Fett spaltet (Lipase) entscheidend. Daher wird die Dosierung der Enzyme bei jeder Mahlzeit an der geschätzten Fettmenge ausgerichtet. Dabei gilt, lieber zu großzügig Enzyme zuführen als zu sparsam. Zu einer Überdosierung kann es nicht kommen, da es sich nicht um einen medikamentösen Wirkstoff handelt, der sich im Körper anreichert. Die Enzyme werden vom Körper einfach abgebaut. Den Erfolg der Therapie kann man am Stuhlverhalten messen. Sind die Stühle fest und dunkel, ist die Dosierung angemessen, sind sie dagegen hell und übelriechend (sog. Fettstühle) ist die Dosierung zu niedrig. Zusätzlich sollte eine ergänzende Supplementation mit fettlöslichen Vitaminen (A, D, E, K) durch den behandelnden Arzt eingesetzt werden. Entscheidend beim Bauchspeicheldrüsenkrebs ist, eine Mangelernährung zu verhindern.
Bei der Verwendung von Insulin ist das Haupttherapieziel die Vermeidung von Unterzuckerung sowie von langfristigen hohen Blutzuckerspiegeln. Hierbei gilt es zu beachten, dass hohe Blutzuckerspiegel langfristig Schäden nach sich ziehen, Unterzuckerung jedoch bereits kurzfristig tödlich sein kann, wenn nicht entgegengewirkt wird. Hier ist es elementar die Patienten und Angehörigen zu schulen, auf die Anzeichen einer Unterzuckerung zu achten und immer schnell verfügbare Glucose (z.B. Traubenzucker) dabei zu haben.
Häufig finden sich auch bei lokal-inoperablen Tumoren ähnliche Verdauungsprobleme, obwohl die Bauchspeicheldrüse noch vorhanden ist. Hier sollten ebenfalls Verdauungsenzyme – und bei Blutzuckerbeteiligung – Insulin eingesetzt werden.
Um die Nährstoffaufnahme zu verbessern, ist es vorteilhaft mehrere kleinere Mahlzeiten (5 – 7) über den Tag verteilt zu sich zu nehmen. Um die Dosierung der Verdauungsenzyme zu verbessern, empfiehlt es sich, eine spezialisierte Ernährungsberatung in Anspruch zu nehmen und zu lernen, wie viel Fett in Lebensmitteln enthalten ist.
Die Herausforderung bei einem Bauchspeicheldrüsenkrebs ist die Balance zwischen ausreichend Fett, um einer Mangelernährung entgegenzuwirken (da Fett komprimiert Energie bringt) und einer nicht zu hohen Fettmenge, die der Körper gut verdauen kann. Eine Hilfe können sogenannte MCT-Fette sein, die der Körper direkt über die Darmschleimhaut aufnehmen kann und somit die “normale” Verdauung umgeht. Dazu gibt es spezielle Produkte mit höherem MCT-Anteil. Diese sollten langsam in die Ernährung eingeführt werden. Zu Beginn sollte die Tagesmenge bei 10-20 g liegen und nach einer Aufbauphase nicht über eine Tagesmenge von 70 g gehen, da eine zu hohe Zufuhr Beschwerden wie Kopfschmerzen, Bauchschmerzen oder Erbrechen auslösen kann.
MCT-Fette sollten möglichst nicht erhitzt werden, sie eignen sich also nicht zum Braten etc. Sie sollten eher nach der Zubereitung kurz vor dem Verzehr der Speisen zugesetzt werden. Auch zum Aufwärmen eignen sich MCT-Fette nicht, da sie dabei einen bitteren Geschmack entwickeln können.
Primärziel der Ernährung bei Bauchspeicheldrüsenkrebs ist es, die Lebensqualität zu erhöhen!